Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn wir über die Friedliche Revolution und die deutsche Wiedervereinigung sprechen, sind die zentralen Gedenktage gemeinhin der 9. November 1989 und der 3. Oktober 1990. Vielfach vergessen wird hingegen der 18. März 1990, an dem die 10. und letzte Wahl zur Volkskammer stattfand. Sie war die erste, die demokratischen Grundsätzen entsprach. Mehr als 93 Prozent der Wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger der DDR nutzten ihre Chance auf demokratische Mitbestimmung.
Dass diese historischen Entwicklungen keineswegs selbsterhaltend sind, davon zeugen sinkende Vertrauenswerte in die Institutionen der repräsentativen Demokratie und deren Problemlösefähigkeit, ja sogar in die Demokratie als Regierungsform selbst. Demokratien leben letztlich aber davon, dass sie mit Leben ausgefüllt und verteidigt werden. Demokratinnen und Demokraten fallen jedoch nicht vom Himmel. Daher ist es uns als Landeszentrale für politische Bildung ein Anliegen, mit unseren Veranstaltungen und Publikationen Räume zur politischen Information und für den demokratischen Diskurs zu schaffen und so demokratische Werte zu stärken.
Wir freuen uns, dies gemeinsam mit Ihnen zu tun!
Ihre Franziska Wittau, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
Buchvorstellung am 12.03.2025 in Heiligenstadt
Zwischen Moment und Erinnerung - Der Alltag der DDR in Bildern
12.03.2025 | 19:30 | Heilbad Heiligenstadt, Literaturmuseum „Theodor Storm“, Am Berge 2
Wie prägt der Alltag in der DDR das kollektive, aber auch persönliche Erinnern bis heute? Die Bildserien des Bandes „Die DDR im Gebrauchszusammenhang zeigen“ fangen flüchtige Momente und tief verwurzelte Erinnerungen ein. Sie eröffnen einen präzisen und zugleich künstlerischen Blick auf das Leben in der DDR, jenseits von Klischees und (N)Ostalgie. Mit unbestechlicher Klarheit dokumentieren die Fotografien gesellschaftliche Zustände und Entwicklungen, die bis heute nachwirken. Gemeinsam mit dem Autor, dem Kunst- und Sozialhistoriker Bernd Lindner, laden die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und das Panorama Museum zu einer kritischen Auseinandersetzung ein: Was erzählen die Bilder? Welche Leerstellen lassen sie offen? Ein Abend, der Raum bietet für Austausch, Reflexion und neue Perspektiven auf Vergangenheit und Gegenwart.
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Workshop am 13.03.2025 in Erfurt
Antisemitismus in digitalen Bildern erkennen und dekonstruieren
Digitale Kommunikation beeinflusst wie wir Identität, soziale Interaktion und Politik wahrnehmen. Doch sie bietet auch Raum für die Verbreitung antisemitischer Inhalte – oft in Form von Bildern, die schnell geteilt und als besonders glaubwürdig wahrgenommen werden.
Im Workshop "Krieg der Bilder?" werden die Kommunikationsstrategien antisemitischer Akteure analysiert und hinterfragt. Wie funktioniert diese visuelle Manipulation? Und wie können wir ihr entgegenwirken?
Das Angebot findet begleitend zur Ausstellung „Sei a Mensch – Fotografien von Halina Hildebrand“ im Stadtgeschichtsmuseum Erfurt statt.
Mehr Infos & Anmeldung
Buchlesung am 14.03.2025 in Erfurt
Elsa Köster: Im Land der Wölfe
14.03.2025 | 19:30 | Erfurt, Haus Dacheröden, Anger 37
Im Vorfeld und auch im Nachgang der Bundestagswahlen wurde und wird viel über die Zerirssenheit der Gesellschaft gesprochen, geschrieben und diskutiert. Elsa Kösters Roman „Im Land der Wölfe“ zeichnet ein eindrucksvolles, manchmal satirisches Bild dieser Gesellschaft. „Im Land der Wölfe“ spielt in der fiktiven sächsischen Stadt Grenzlitz. Bei der anstehenden Bürgermeisterwahl treffen die „Zukunftsgrünen“ auf die „Blauen“. Auch wenn der Kandidat der „Blauen“ der Favorit ist, ist die „zukunftsgrüne“ Kandidatin nicht vollkommen chancenlos. Die eigens aus Berlin-Neukölln angereiste Coachin Nana soll sie daher in ihrem Wahlkampf unterstützen. Je tiefer Nana in die Grenzlitzer Stadtgesellschaft eintaucht, um herauszufinden, wie die Leute vor Ort ticken, desto klarer zeigt sich, wie schwer sich vermeintliche klare Grenzziehungen gerade im ländlichen Raum aufrechterhalten lassen, etwa wenn die Tochter des politischen Gegners gleichzeitig die beste Kindergarten- und Fußballfreundin des eigenen Kindes ist.
Elsa Kösters Roman „Im Land der Wölfe“ zeichnet ein vielschichtiges Bild über unsere Gesellschaft und ihre Konflikte: die richtige Klima- und Wirtschaftspolitik, die Fragen von Migration und sexueller Identität, aber auch die Diskrepanz von Stadt und Land. Er regt aber eben auch dazu an, jenseits von vermeintlichen und realen Spaltungen auf die Suche nach gemeinsamen Auswegen zu gehen.
Die Lesung findet in Kooperation mit dem Erfurter Herbstlese e.V. statt..
Weitere Informationen und Tickets
Neue Publikation
Udo Grashoff: Die DDR im Jahr 1968
Neu in unserer Buchreihe "Die DDR im Jahr..." ist der Rückblick auf das Jahr 1968 von Udo Grashoff.
Während in Westdeutschland Proteste und Hippiekultur die bürgerliche Ordnung rebellisch in Frage stellen, findet nur wenig davon seinen Weg in die DDR. Der Kino-Hit des Jahres 1968 ist ein Film-Musical mit dem doppeldeutigen Titel «Heißer Sommer». Das ist keine Anspielung auf die Ereignisse in Prag, sondern eine Kombination aus Sommerwetter und einem Hauch Spätpubertät. Im Februar trat die DDR mit einer eigenen Mannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble an. Die offiziellen Medien füllte der 75. Geburtstag Walter Ulbrichts. In der Bekleidungsindustrie setzten sich synthetischen Fasern aus eigener Produktion durch. "Jugendmode – kess und farbenfroh" lautete der Slogan für Bekleidung, die in dafür neu geöffneten Geschäften verkauft wurde.
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Neue Publikation
Jan Daniel Schubert: Algerische Arbeitsmigranten in der DDR
Die Broschüre "Algerische Arbeitsmigranten in der DDR" von Jan Daniel Schubert ist neu in der LZT-Reihe "Die Geschichte hinter dem Bild".
Vom 10. bis 13. August 1975 kam es in Erfurt zu gewalttätigen, ausländerfeindlichen Ausschreitungen, die sich gegen die algerischen Vertragsarbeiter richteten, die damals in verschiedenen Erfurter Betrieben beschäftigt waren. Die Lebensgeschichten in diesem Band erzählen davon, berichten aber auch von Freundschaften und Solidarität, die die Algerier während ihrer Zeit in der DDR erlebten.
Die Broschüre entstand in Kooperation mit der Oral-History-Forschungsstelle zur ostdeutschen Erfahrung der Universität Erfurt.
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Wettbewerb
Aktiv für Demokratie und Toleranz
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) startet die Anmeldephase zum bundesweiten Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2025. Bis zum 1. April 2025 können Sie sich mit Ihren zivilgesellschaftlichen Projekten bewerben. Gesucht sind Vorbilder und Erfolgsgeschichten der engagierten Zivilgesellschaft, die als "Best-Practice-Beispiele" zur Inspiration und Motivation dienen. Ziel des Wettbewerbs ist es, bewährte und erfolgreiche Projekte zu würdigen und ihnen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.
Der Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz" wurde vor 25 Jahren ins Leben gerufen, um die aktive Zivilgesellschaft in ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus zu stärken und sichtbar zu machen. Seit jeher sind jährlich vorbildhafte Projekte zur Bewerbung aufgefordert, die das Grundgesetz mit Leben füllen und sich für Demokratie und Toleranz engagieren. Anlässlich des Jubiläums des Aktiv-Wettbewerbs werden im Sinne des Entstehungsgedankens in diesem Jahr insbesondere Projekte gesucht, die gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus kämpfen.
Das Preisgeld beträgt bis zu 10.000 Euro.
Mit der Auszeichnung werden die Preistragenden Teil des Aktiv-Netzwerks und können von jährlichen Qualifizierungsangeboten und dem bundesweiten Erfahrungsaustausch mit anderen Preisträgerprojekten profitieren.
Bewerbungsschluss ist der 1. April 2025!
Weitere Informationen zu den Schwerpunktthemen und Teilnahmebedingungen
Rückblick auf die Angebote zur Bundestagwahl
Wahlkreisforen der LZT, FUNKE-Medien und Freies Wort
Mit 82,5% war die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl vom 23. Februar so hoch wie seit 38 Jahren nicht mehr. Es gibt ein offensichtlich hohes Interesse an Politik. Das konnten wir auch bei unseren insgesamt acht Wahlkreisforen im Vorfeld der Bundestagswahl feststellen. Dieses neue Format der Wahlinformation haben wir gemeinsam mit FUNKE Medien Thüringen und dem Freien Wort in allen Thüringer Wahlkreisen durchgeführt. Angesichts der Herausforderungen, vor denen sowohl die Regionen Thüringens als auch die Bundespolitik stehen, boten die Foren eine Plattform für die Auseinandersetzung mit zentralen regionalen und nationalen Themen – Infrastruktur, Wirtschaft, Arbeit, soziale Lage sowie Gesundheit und Pflege.
Nach zwei sehr herausfordernden Wochen können wir ein positives Fazit ziehen. Insgesamt haben wir in den acht Foren knapp 1200 Menschen in ganz Thüringen erreicht, rechnen wir die beiden Video-Live-Streams noch mit hinzu, sind es nochmals deutlich mehr.
Fotos: LZT/Panse
Südthüringen hat die Wahl - Die Live-Arena im Bundestagswahlkreis 195
Rückblick auf die Angebote zur Bundestagwahl
Wahl-O-Mat Online und als Retro-Version
Seit 2002 gibt es den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung zu den jeweiligen Europa-, Bundestags- sowie Landtagswahlen. Er wird gemeinsam mit den Landeszentralen und einer Jugendredaktion erarbeitet, präsentiert und beworben. Zur diesjährigen Bundestagswahl war er mit fast 26 Millionen Nutzerinnen und Nutzern (mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten) das mit weitem Abstand erfolgreichste Online-Tool, welches über die Wahlprogramme der 29 kandidierenden Parteien informiert hat.
Neben der Online-Variante haben wir in Thüringen auch wieder den Wahl-O-Mat zum Aufkleben zum Einsatz gebracht. An Fachschulen in Gotha, Berufsschulen in Nordhausen, bei der Bundeswehr in Bad Salzungen, auf dem Erfurter Hauptbahnhof und bei unseren Wahlkreisforen kam er zum Einsatz. Die Retro-Variante mit kleinen Ja/Nein-Klebepunkten und einem Auswertungscanner diente vor allem dazu, Menschen miteinander über politische Themen ins Gespräch zu bringen. Dies ist mit über 1.000 Nutzerinnen und Nutzern gut gelungen.
Fotos: LZT/Panse
Wahl-O-Mat
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