Liebe Leser, liebe Leserinnen,

der 15. September ist der internationale Tag der Demokratie. Eine lebendige Demokratie ist nichts Selbstverständliches. Gerade im 80. Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollten wir besonders deutlich daran erinnern, wie sehr autoritäre Systeme und die Missachtung von Menschenwürde und Freiheitsrechte Gesellschaften zerstören können. Die Lehren des 20. Jahrhunderts mahnen uns, Demokratie nicht als gegeben hinzunehmen, sondern sie aktiv zu gestalten.

Dennoch: Der Blick in die Gegenwart ist ernüchternd. Laut dem jährlich veröffentlichten Demokratieindex der britischen Zeitschrift The Economist lebten 2024 gerade einmal 6,6% der Menschen weltweit in einer vollständigen Demokratie. Autoritäre Tendenzen, eingeschränkte Pressefreiheit, das zunehmende Bröckeln rechtsstaatlicher Strukturen und die Polarisierung innerhalb, aber auch zwischen Gesellschaften nehmen weltweit zu – und machen auch vor etablierten Demokratien nicht halt.

Gerade deshalb gilt: Demokratie braucht Engagement. Sie muss gelernt, gelebt und immer wieder neu verteidigt werden. Oder, um es mit Oskar Negt zu sagen:

„Demokratie ist die einzige Staatsform, die gelernt werden muss.“

Politische Bildung ist ein zentraler Baustein dafür. Sie schafft Räume zur Reflexion, ermöglicht Perspektivwechsel und befähigt zur aktiven Teilhabe. In diesem Sinne wünschen wir eine anregende Lektüre unseres Programms im September – und viele Gelegenheiten zum Mitdenken, Mitreden und Mitgestalten.

Ihre,

Franziska Wittau, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung


Aktionstag
Landeszentrale beim Tag der offenen Tür im Landtag


Am 06. September ist der diesjährige Tag der offenen Tür im Landtag. Wir als Landeszentrale sind dabei: Mit Publikationen, unserem Demokratie-Glücksrad und einem spannenden Programm.

Um 11:00 Uhr und 13:00 Uhr servieren wir im Kleinen Restaurant den „Landtag à la Carte“. In halbstündigen Mitmach-Formaten laden wir ein zu einer ungewöhnlichen Entdeckungsreise durch Politik, Gesellschaft und Zukunft – direkt im Landtagsrestaurant. Was wäre, wenn Thüringen eine Kneipe wäre? Wenn Erfurt ein Mensch wäre? Oder die Demokratie? Oder wenn Sie selbst Teil eines Forschungsteams aus der Zukunft wären? Das international renommierte Theaterkollektiv Brachland-Ensemble lädt in kurzweiligen Slots dazu ein, Politik mal ganz anders zu erfahren – spielerisch, überraschend und interaktiv. Egal ob Neugierige, Skeptische oder Politik-Profis – hier darf gelacht, gedacht und mitentschieden werden. Ohne Vorwissen, ohne Anmeldung – aber mit Ihnen!

14:00 Uhr präsentieren wir für Kinder ab 6 Jahren und ihre Familien außerdem das Theaterstück „Ich will das, was du nicht willst“. Im Innenhof am Kleinen Restaurant wird das Puppentheater über die Freuden und Leiden der Demokratie gespielt.

Demokratie braucht Erinnerungsarbeit
Angebote zur politisch-historischen Bildung


Lesung & Gespräch
Zukunft der Erinnerung. Das deutsche Erbe und die kommende Generation. Eine Lesung mit Wolfgang Benz


Was bedeutet Erinnerung in einer Gesellschaft im Wandel – ohne Zeitzeugen, aber mit neuer Vielfalt?
Die Lesung aus „Wie erinnern?“ am 19.September, von 18:00 bis 20:00 Uhr im Dreyse-Haus in Sömmerda wirft einen kritischen Blick auf die deutsche Erinnerungskultur seit 1945. Sie zeigt, warum Gedenken mehr sein muss als Routine – und wie lebendige Erinnerung zur Grundlage demokratischen Zusammenlebens wird.

 


Jazz-Revue
„Rausch und Absturz“. Die Deutschen Zwanziger Jahre - Eine musikalisch-dokumentarische Revue


In einer musikalischen Jazz-Revue in der Tradition der 20er Jahre wird am 21. September ab 17:00 Uhr in der Kulturbrauerei Paulinzella ein lebendiges Panorama der Weimarer Republik entfaltet. Die Musik bietet Anlass zu einer Diskussion über die „Weimarer Verhältnisse“ und die Frage, ob diese heute wieder zurückkehren.

Der Eintritt ist frei.


Lesung & Gespräch
Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933–1945 - Lesung mit Götz Aly


In seinem neuen Buch analysiert Götz Aly, wie die NSDAP in einer Zeit der Krise zur Massenbewegung wurde – und warum sich so viele an Krieg und Massenmord beteiligten. Er zeigt, wie Aufstiegsversprechen, Dynamik und Terror eine vermeintliche „Volksgemeinschaft“ formten, die sich in eine Verbrechensgemeinschaft verwandelte – mit beklemmenden Parallelen zur Gegenwart.

Am 30. September ist der Autor von 18:00 bis 20:00 zu Gast im Erinnerungsort Topf und Söhne in Erfurt. 

Demokratie braucht Vermittlung
Angebote für Lehrkräfte, politische Bildnerinnen und Bildner

Politische Bildung ist kein statisches Wissen, sondern ein dynamisches Arbeitsfeld. Gesellschaft, Medien, Konflikte und Diskurse verändern sich ständig – genauso wie die Fragen, Sorgen und Perspektiven, die Menschen in Bildungsprozesse einbringen.

Unsere Fortbildungen schaffen Raum für Reflexion, Aktualisierung und Professionalisierung:


Fachtag
KI und Quelle. Neue Zugänge kritischer Wissensvermittlung


Wie verändert Künstliche Intelligenz unser Lernen und den Umgang mit Wissen? Diese Frage stellt sich für Schulen wie für Kultureinrichtungen – denn KI eröffnet neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung und fordert zugleich neue pädagogische und kulturelle Ansätze.

Der Fachtag „KI und Quelle“ am 5. September, 9:00 bis 16:00 im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar bringt Lehrkräfte und Kulturvermittlelnde zusammen, um gemeinsam zu erproben, wie Künstliche Intelligenz als Werkzeug für kritische Recherche, Quellenarbeit und digitale Souveränität sinnvoll eingesetzt werden kann.

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Fortbildung
Buchenwald war überall – das Außenlager-Netzwerk erforschen


Ende 1943 befanden sich fast die Hälfte der Häftlinge des KZ Buchenwald in Außenlagern. Unternehmen, Städte, staatliche und militärische Dienststellen von der französischen Atlantikküste bis nach Sachsen beuteten ihre Arbeitskraft aus. Insgesamt errichteten SS und Firmen an die 140 Außenlager. Häftlinge gehörten in Deutschland nun zum Alltagsbild.

Der Workshop am 18. September, 9:00-16:00 in der Jugendbegegnungsstätte der Gedenkstätte Buchenwald informiert über den neuesten Forschungsstand über das System der Buchenwalder Außenlager und befähigt die Teilnehmenden, selbst und mit Gruppen Erkundungen und Forschungen an einem der Außenlager-Standorte durchzuführen.

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Fortbildung
Hass im Netz: Professionelle Haltung entwickeln und medienpädagogische Handlungsoptionen kennen


Hass im Netz ist eine Herausforderung für Einzelne, für unsere Gesellschaft und Demokratie. Auch Schulgemeinschaften bleiben davon nicht unberührt. Politische Medienbildung adressiert mit medienpädagogischen Ansätzen, Methoden und Materialien junge und erwachsene Menschen. Ziel ist dabei u.a., sie zu einer demokratischen und kritisch-reflexiven Nutzung von Social Media und anderen Medien wie auch zum kompetenten Umgang mit Hassphänomenen und Desinformation im Internet zu befähigen.

Die Online-Fortbildung bietet einen Einstieg in die Thematik sowie Anlass zur Selbstreflexion persönlicher und professioneller Einstellungen und Haltungen. Es werden konkrete Handlungsoptionen aufgezeigt, insb. im Kontext Schule. Im Zuge dessen werden verschiedene Ressourcen, Methoden und Materialien kennengelernt. Es ist kein Vorwissen erforderlich.

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Fachtag
Transformationsprozess und ostdeutsche Identitäten - Problemfelder, Möglichkeiten und Chancen


Die 1990er Jahre sind verbunden mit tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im postsozialistischen Europa. Die Fortbildung am 25. September, 9:00 bis 16:00 Uhr im Eiermannbau in Apolda beleuchtet erstmals die vielfältigen Entwicklungen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung – mit Fokus auf Chancen, Herausforderungen und Identitätsfragen, die zukünftig auch im Oberstufenunterricht Geschichte Pflichtthema sind.

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Save the Dates
Kommende Angebote der politischen Bildung

Auch in den kommenden Monaten bieten wir weitere Veranstaltungen rund um das Thema Demokratie und politische Teilhabe an – hier schon mal zwei wichtige Termine zum Vormerken.


Thüringer Landeskongress Politische Bildung
Stark machen! – Politische Bildung zusammen weiter denken


Politische Bildung ist gerade im ländlich geprägten Thüringen relevant, herausfordernd – und unverzichtbar. Zwischen Förderlogik, Ehrenamt, Haltung und Frustration entstehen Formate, die mutig, kreativ und nah an den Lebenswelten von Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten. Doch wie gelingt politische Bildung dort, wo Räume fehlen, Vertrauen wachsen muss und gesellschaftliche Spannungen spürbar sind?

Mit dem Thüringer Landeskongress Politische Bildung laden wir gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb am 30. Oktober, 9:30 bis 16.30 Uhr im Victors Residenz-Hotel in Gera Aktive in der politischen Bildung in Thüringen ein, Erfahrungen auszutauschen, neue Ansätze kennenzulernen und gemeinsam darüber nachzudenken: Wen erreichen wir – und wen (noch) nicht?  Welche Formate funktionieren tatsächlich? Was brauchen wir, um in ländlichen Räumen sichtbar, wirksam und langfristig präsent zu sein?

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Event
Gemeinsam selber Games entwickeln – Game Jam „Ressourcen | Maschine | Mensch"


Ein Game Jam ist ein Wochenende mit dem Ziel ein digitales Spiel zu einem bestimmten Thema zu entwickeln. Das konkrete Thema wird erst vor Ort bekannt gegeben.

Bei dem Game Jam können Nachwuchs-Entwicklerinnen und Entwickler eigene Spielkonzepte ausarbeiten und tiefgehende Diskussionen führen. Nebenbei können sie sich auch mit Experten und Expertinnen austauschen. Vorerfahrung mit dem Entwickeln von Games ist von Vorteil, aber nicht notwendig. Egal ob sich die jungen Menschen mit Musik, Gaming, Storytelling oder Grafik auskennen - im Team findet jede Person eine Aufgabe.

Der Game Jam findet am Wochenende vom 21.-23. November im Game Lab in Weimar statt. Das Game Lab befindet sich an der Bauhaus Universität. Das Event startet Freitag 16 Uhr und geht bis Sonntagnachmittag 15 Uhr. Die Teilnahme, Verpflegung und Übernachtung ist für alle jungen Gamer und Gaming-Begeisterten im Alter von 16-27 Jahren frei.

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Was noch?
Weitere Informationen mit Bezug zur politischen Bildung


Ausschreibung
Sonderausschreibung zu jungen Perspektiven auf Demokratie


Das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit („DenkBunt“) unterstützt in 2026 mit einer Sonderausschreibung thüringenweit Projekte, die sich mit Fragen und Perspektiven junger Menschen zum Thema von „Demokratie als Gesellschafts-, Lebens-, Gemeinschafts- und Staatsform“ beschäftigen.

 

Förderfähig im Rahmen der Sonderausschreibung sind überregionale Maßnahmen und Einzelprojekte in Thüringen für Jugendliche und junge Menschen und/oder Multiplikator:innen der Jugendhilfe.

 

Projektanträge zur Sonderausschreibung für das Förderjahr 2026 können postalisch bis zum 1. Oktober 2025 gestellt werden.

 

Alle Informationen zur Ausschreibung und den Förderkriterien finden Sie auf der Webseite des Landesprogramms.

Weitere Informationen

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