Editorial
2025: Ein Jahr des Gedenkens und Erinnerns
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir in einer Demokratie leben: Darauf verweisen zwei zentrale Jubiläen in 2025: Das Ende des zweiten Weltkriegs jährt sich zum 80. Mal, die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und damit das Ende des SED-Regimes zum 35. Mal. Mit diesen Jubiläen im Hintergrund blicken wir nicht nur auf die Zukunft, sondern auch auf die Lehren der Geschichte, die uns dazu anregen, Verantwortung zu übernehmen und uns für eine starke, gerechte und solidarische Gesellschaft einzusetzen.
Nutzen wir das Jahr 2025, um uns aktiv einzubringen – in die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ebenso wie in den politischen Dialog über die Zukunft unseres Landes. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an unseren Veranstaltungen und auf die vielen Gespräche und Diskussionen, die uns in diesem Jahr erwarten.
Herzliche Grüße,
Ihre Franziska Wittau
Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung
Erinnern und Gedenken
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Bildungsangebote zum Thema Antisemitismus
Foto: Mitglieder der Jüdischen Historischen Kommission bei der Sichtung von gerade geborgenen Teilen des Oyneg Shabes-Archivs in Warschau, 1950 © Yad Vashem Photo Archive, 8839/1
Am 27. Januar ist Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus. Das Datum erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz-Birkenau durch die Rote Armee 1945, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt. Als größtes deutsches Vernichtungslager ist Auschwitz zum Synonym geworden für die – u.a. mit den Öfen der Erfurter Firma Topf&Söhne - betriebenen fabrikmäßige Tötung von Jüdinnen und Juden aus ganz Europa sowie anderen von den Nationalsozialisten verfolgten Personengruppen wie z. B. Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuellen, Menschen mit Behinderungen und politisch Andersdenkenden. Der 80. Jahrestag fällt in eine Zeit, in der Antisemitismus wieder sichtbarer wird - auch in Thüringen. Anfang Januar wurde in Apolda vor dem ehemals von der jüdischen Familie Prager bewohnten Haus ein Schweinekopf abgelegt. Die Landeszentrale sieht darin einen Auftrag, gerade im großen Jahr der Feiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges weiterhin mit historisch-politischen Bildungsangeboten Wissen über historische Ereignisse zu vermitteln und zum Nachdenken über die Gegenwart anzuregen.
Hierfür laden wir am 16.01.2025 mit der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße zu einer Podiumsdiskussion zu aktuellen Erscheinungsformen und historischen Kontinuitäten des Antisemitismus ein. Gemeinsam mit dem Psychologen und Autor Ahmad Mansour, dem Präsidenten des Thüringer Landesamts für Verfassungsschutz Stephan Kramer und der Leiterin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz Deborah Hartmann besprechen wir, wie sich Antisemitismus heute zeigt und wie wir ihm als Gesellschaft entgegentreten können. Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten sie hier.
Ausschwitz war nur das erste von vielen Lagern, die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges befreit wurden. Bis eine angemessene öffentliche Aufarbeitung der Gewaltverbrechen einsetzte, vergingen allerdings noch Jahrzehnte. Grundlagen legten jüdische Forscherinnen und Forscher, die, teils selbst inhaftiert, untergetaucht oder verfolgt die Taten dokumentierten und Spuren sicherten. Diese erste Generation hatte oft mit Rückschlägen, Ignoranz, Ablehnung und Leugnung zu kämpfen. Sogar nach 1945 waren diese Überlebenden nicht selten Gewalt und staatlichem Druck ausgesetzt. Um 20 dieser Pionierinnen und Pioniere geht es in der Ausstellung „Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung“, die am Erinnerungsort Topf&Söhne zu sehen sein wird. Die Ausstellung wird eröffnet am 25.01.2025, 17 Uhr mit einer Einführung von Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt. Begleitend zur Ausstellung finden in den kommenden Monaten Vorträge zu einzelnen Aspekten in Kooperation mit der Landeszentrale statt.
Am 25.01. findet darüber hinaus auch die „Lange Nacht“ im Jenaer Theaterhaus statt, die sich in diesem Jahr dem Schriftstellerpaar Fred und Maxie Wander widmet. Die Erfahrungen, die Fred Wander in den Konzentrationslagern Auschwitz, Groß-Rosen und Buchenwald gemacht hat, hat er poetisch verarbeitet. Das Ergebnis dieser Arbeit wird auf der Langen Nacht präsentiert. Weiterführende Informationen erhalten Sie hier.
Angebote der LZT zum Jubiläum 35 Jahre Wiedervereinigung
Auch ein weiteres bedeutendes Jubiläum jährt sich 2025: Seit der Wiedervereinigung Deutschlands sind 35 Jahre vergangen. Dieser Moment der deutschen Geschichte erinnert uns daran, wie weit wir als Gesellschaft gekommen sind – aber auch, wie wichtig es bleibt, den demokratischen Prozess stetig zu pflegen und weiterzuentwickeln. Untersuchungen der Universität Leipzig zeigen, dass viele Ostdeutsche mit der gelebten Demokratie fremdeln und eine starke Sehnsucht nach der ehemaligen DDR haben – teils einhergehend mit Verharmlosungen des SED-Regimes. Die Auseinandersetzungen mit den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen des Lebens in der DDR, aber auch der Transformation nach 1990 zählen daher auch weiterhin zum Kernangebot der LZT.
Seit vergangenem Oktober informieren wir deshalb regelmäßig über unseren Kanäle in den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook über die Entwicklungen der Friedlichen Revolution.
Aus unserem vielfältigen Publikationsangebot werden wir darüber hinaus ab Februar den jüngst erschienenen Bildband „Die DDR im Gebrauchszusammenhang zeigen“ in ganz Thüringen vorstellen. Gemeinsam mit dem Kulturhistoriker Bernd Lindner laden wir zu einer kritischen Auseinandersetzung über Bilder und die mit ihnen verbundenen Erinnerungen an den DDR-Alltag ein: Was erzählen die Bilder? Welche Leerstellen lassen sie offen? Welche Erinnerungen eröffnen Fotografien aus dem DDR-Alltag bei Ihnen?
Termine: Erfurt 18.2.2025, Dornburg 19.2.2025, Rudolstadt 27.2.2025, Heilbad Heiligenstadt 12.3.2025, Heldburg 3.4.2025, Weimar 16.4.2025, Bad Frankenhausen 25.4.2025
Der Bildband ist wieder erhältlich und kann über unsere Publikationsausgabe bestellt werden.
Alle Schülerinnen und Schüler, die ihre Seminarfacharbeiten zum Thema DDR-Aufarbeitung, friedliche Revolution oder Transformation geschrieben haben, möchten wir auf den diesbezüglichen Geschichtswettbewerb unseres langjährigen Kooperationspartners Stiftung Ettersberg aufmerksam machen. Alle Informationen finden sich auf der Homepage der Stiftung Ettersberg.
In eigener Sache
Herzlich Willkommen bei der Landeszentrale
Seit dem 13.12.2025 verstärkt Johannes Häfner als Referent für Demokratiebildung und Gesellschaftspolitik die LZT. Nach beruflichen Stationen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Marburg und Koordinator beim Thüringer Landesdemokratieprogramm leitete der studierte Geschichtswissenschaftler zwischen April 2020 und Dezember 2024 das Büro des Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen Bodo Ramelow in der Thüringer Staatskanzlei.
In der LZT ist Jörg Schwabe seit dem 16.12.2024 als Referent im Referat für Demokratiebildung und Gesellschaftspolitik tätig. Zuvor war er zwei Jahre persönlicher Referent des damaligen CdS und Ministers für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Beauftragen für jüdisches Leben in Thüringen. Er ist studierter Gymnasiallehrer für Deutsch und Philosophie und wechselte danach in den Bereich Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement im öffentlichen Dienst des Freistaats.
Digitale Bildung
Praxisworkshop TikTok: So gestalten Sie eigenen Videocontent
Bildrechte der Grafik: Evangelische Akademie Thüringen
10. – 11. Februar 2025, 10.00 Uhr | Tagungs- und Begegnungsstätte Zinzendorfhaus
Catchy Hashtags, witzige Challenges und authentische Ansprache in 15 Sekunden: Hinter einem TikTok-Video steckt mehr Arbeit als auf den ersten Blick in die Social Media-Plattform vielleicht zu vermuten wäre. Wie lässt sich politische Bildung auf TikTok kreativ und zielgruppenorientiert, aber dennoch professionell umsetzen? Der Workshop bietet die perfekte Gelegenheit, eigene Antworten auf diese Fragen zu finden und Fähigkeiten in Sachen Content-Produktion durch Anwendung gezielt zu entwickeln. Praxisorientiert und unter Anleitung von erfahrenen TikTok-Experten werden nicht nur eigene Ideen formuliert, sondern diese in Videos umgesetzt und anschließend ausgewertet. Bereits am ersten Workshop-Tag steigen die Teilnehmenden in die Grundlagen der Kurzvideoproduktion ein und schauen auf die Tricks und Kniffe, die hinter erfolgreichen TikTok-Videos stecken. Dabei gilt das Prinzip „Learning by Doing" - der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Ideenfindung und Produktion. Es werden in diesem Prozess die konzeptionellen und technischen Grundlagen der Plattform sowie eine bestmögliche Zielgruppenansprache thematisiert.
Auch am zweiten Tag setzt sich der praktische Anspruch fort. Die Teilnehmenden produzieren Content und verfeinern dabei ihre Technik im Austausch mit den Workshop-Leitern. Ziel der Veranstaltung ist es, nicht nur ein fundiertes Verständnis für die Mechanismen der Plattformen zu erlangen, sondern darüber hinaus durch intensive Praxis Hemmungen abzubauen und Sicherheit zu gewinnen – sowohl vor der Kamera als auch beim Schnitt und der Bearbeitung des Materials.
Weitere Informationen und Anmeldung
Neue Publikation
Deutschland bei der EXPO 1958 in Brüssel
Neben den Wahlforen und Gedenktagen möchten wir Sie auch auf unsere neuen Publikationen hinweisen. Seien Sie gespannt auf neue Bücher und Hintergrundinformationen zu Politik, Geschichte und Gesellschaft:
Die deutschen Beiträge waren seit der ersten Weltausstellung 1851 stets auch Spiegelbild der politischen Verhältnisse, von der Gründung eines deutschen Nationalstaats 1871 bis zur nationalsozialistischen Diktatur. Die Expo 58 – die erste mit deutscher Beteiligung seit dem Zweiten Weltkrieg – war gezeichnet vom Kalten Krieg. So nahm nur die Bundesrepublik teil, da die DDR als Staat von Belgien nicht anerkannt wurde. Dennoch kam es zu einer sehr begrenzten deutsch-deutschen Zusammenarbeit. Die Expo 58 zeigt auch, wie der kulturelle Start Deutschlands vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verbrechen und den beiden deutschen Staaten vonstattenging.
Bernd Havenstein ist Autor der aktuellen Broschüre der LZT aus der Reihe "Die Geschichte hinter dem Bild".
Zur Bestellung
Termine
Sonderausstellung „Sei a Mensch“ von Halina Hildebrand
17.10.2024 bis 30.03.2025 | Erfurt, Stadtmuseum, Johannesstraße 169
„Nie wieder“ Über Antisemitismus in Deutschland
16.01.2025 | 18:00 | Erfurt, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
Eröffnung der Sonderausstellung Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung
25.01.2025 | 17:00 | Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, Erfurt
Der siebente Brunnen – Eine lange Nacht für Maxie & Fred Wander
25.01.2025 | 18:00 | Jena, Theaterhaus, Schillergässchen 1
Unbequeme Erinnerer. Emigrierte Historiker in der westdeutschen und US-amerikanischen NS- und Holocaust-Forschung, 1945–1998
11.02.2025 | 19:00 | Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7
.
|