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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor 500 Jahren erschütterte der Bauernkrieg das Alte Reich. In einer Zeit gesellschaftlicher, religiöser und wirtschaftlicher Veränderungen begehrten auch die Bauern auf: Sie wandten sich gegen Leibeigenschaft und Abgabelasten und forderten freien Zugang zu den Ressourcen Wald, Wiese und Wasser. Bereits im Herbst 1524 sammelten sich größere Gruppen, sogenannte „Horden“ im Südwesten, Oberschwaben, im Frühling zogen Aufständische über Oberschwaben durch Franken und die Rhön – und schließlich wurde auch Thüringen zu einem Brennpunkt. Am 15. Mai 1525 kam es zur Schlacht bei Frankenhausen, bei der die Aufständischen vernichtend geschlagen wurden. Der Bauernkrieg war die bis dahin größte Massenerhebung und kostete rund 75.000 Menschen das Leben.
Keine andere Epoche ist von der Geschichtsschreibung und der Geschichtspolitik so vereinnahmt worden wie der Bauernkrieg – quer durch die Regime und die Parteien. Die Bauernkriege wurden erklärt zum Vorbild des Vormärz, idealisiert als „großartigster Revolutionsversuch“ (F. Engels) und vereinnahmt von den Nationalsozialisten im Sinne der Blut- und Boden-Ideologie. Die DDR feierte den Bauernkrieg als frühbürgerliche Revolution und benannte Straßen, Kindergärten, Schulen nach ihrem Helden Thomas Müntzer, wo die BRD den eher sozialdemokratisch konnotierten „Aufstand des gemeinen Mannes“ sah. Am Beispiel Bauernkrieg zeigt sich, wie gegenwartsgeprägt der Blick zurück sein kann und wie leicht sich Geschichte instrumentalisieren lässt.
Anlässlich des Bauernkriegsjubiläums lädt die Landesausstellung „Freyheyt“ in Mühlhausen und Bad Frankenhausen zu einer Beschäftigung mit diesem bis heute prägenden Kapitel Thüringer und europäischer Geschichte ein. Auch die Landeszentrale hat einige Angebote für Sie zusammengestellt.
Neben dem Bauernkrieg jährt sich im Mai auch das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland. Heute wird am 8. Mai der Befreiung vom NS-Regime und dem Ende des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte gedacht.
Dr. Miriam Rieger
Bild: Ruf nach „Fryheit“ (Gemeinfrei)
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500 Jahre Bauernkrieg - Schwerpunktthema
cc: Quelle Wikimedia Commons
Veranstaltungen
500 Jahre Bauernkrieg – Utopien eines guten Lebens im ländlichen Raum
Was hat uns das Ereignis Bauernkrieg heute noch zu sagen? Wie können wir die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der ländlichen Räume bewältigen? Wie können wir, gemeinsam mit vielfältigen Akteuren und als gemeinsamer Prozess von Stadt und Land, die ländlichen Räume als Orte der Zukunft und der Offenheit gestalten? Und wie müssten, unter zeitgemäßem Bezug auf die Utopien der Bauern, Forderungen „widerständiger Landbewohner“ heute aussehen?
Eine Tagung des Heimatbunds Thüringen e.V., der Frankenhäuser Festspiele sowie der Landeszentrale für politische Bildung.
20. - 21. Juni 2025, Bad Frankenhausen
Weitere Informationen und Anmeldung
Stadtführung: Die Erfurter und der Bauernkrieg. Städtische Zusammenhänge der Erhebung von 1525
Der Bauernkrieg war nicht nur eine Angelegenheit der Landbevölkerung, auch eine Reihe von Städten beteiligten sich an den Ereignissen von 1525. Die Stadtführung zum Bauernkrieg geht auf städtische Hintergründe für die Beteiligung von Erfurtern an der Erhebung ein. Es werden die soziale Gliederung der Stadt, die politischen Konflikte innerhalb Erfurts und die religionshistorischen Zusammenhänge erläutert, die zur Beteiligung der Erfurter an der Erhebung der Thüringer Bauern führte. Nicht zuletzt wird auch auf die Frage nach der Beteiligung von Frauen an der Erhebung eingegangen.
Es führt Sie Dr. Reiner Prass , Historiker an der Universität Erfurt mit einem Schwerpunkt Agrargeschichte.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation des DGB Bildungswerkes mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
Anmeldung erwünscht: quer@dgb-bwt.de
22. Juni 2025, 10 Uhr und 23. August 2025, 16 Uhr, Erfurt
Save the Date! Gerd Schwerhoff, Vortrag und Gespräch
Der Bauernkrieg von 1525 gilt als die größte Erhebung in Europa vor der Französischen Revolution. Er wurde als Aufstand für die Einheit der Deutschen, frühbürgerliche Revolution und Revolution des gemeinen Mannes gedeutet. Gerd Schwerhoff hat die Quellen neu gelesen und beschreibt, was vor 500 Jahren geschah.
Gotha, Landschaftshaus, 14. Oktober 2025 / Schmalkalden, Schloss Wilhelmsburg, 15. Oktober 2025
Publikationen der LZT zum Bauernkrieg
Der Bauernkrieg in Thüringen 1525
War es ein »Bauern Krieg«? Der Begriff ist schon zeitgenössisch nachzuweisen, vor allem gebraucht von Obrigkeiten, um die Unrechtmäßigkeit im Verhalten der Untertanen unmissverständlich zu brandmarken. Neue Darstellungen suchen eine Antwort nicht mehr in Debatten um die soziale Zusammensetzung der Haufen, um die Frage, ob ein geschlossenes Territorien übergreifendes Gesamtgeschehen belegbar ist oder um die Berechtigung, von einem »Krieg« zu sprechen. Das bleibt nach wie vor umstritten. In den Blick rücken nun die zeitgenössischen Inszenierungen, die öffentlichkeitswirksame Publizistik und ihre gesellschaftliche Wirkung. Denn 1525 spielte erstmals in einem großen Aufstand der Buchdruck und die immense Verbreitung von Flugschriften (Bild und Text) eine entscheidende Rolle. Eine »Kriegspublizistik« entstand. Nun wurde eine breit angelegte Kommunikation in kurzer Zeit und über größere Strecken möglich. Jede beteiligte Seite formulierte ihre Sicht, postulierte ihre Wahrheit. Die »da unten« fühlten sich von der Herrschaft missachtet und in ihrer Existenz bedroht. Die »da oben« sahen keinen legitimen Grund, weshalb der Untertan die Art ihrer Herrschaftsausübung infrage stellte. Das Buch kann über die Homepage der LZT bestellt werden.
Thomas Müntzer - Ein Film deutscher Geschichte
431 Jahre nach dem Bauernkrieg feierte ein DEFA-Film mit dem schlicht klingenden Titel »Thomas Müntzer« am 17. Mai 1956 Premiere. Schlicht ist jedoch nur der Titel. Der Film hat in der Filmgeschichte der DDR, nicht nur seines Inhaltes wegen, einen hohen Stellenwert. In den 1950er-Jahren war »Thomas Müntzer« eines der wichtigsten Filmprojekte der DEFA. 1974 kam er erneut in die Kinos und wurde bis zum Ende der DDR in vielen Zirkeln, Brigaden und Schulen als »Lehrfilm« gezeigt. Die Broschüre aus der LZT Reihe "Die Geschichte hinter dem Bild" kann über die Homepage der LZT bestellt werden.
Zur Publikationsseite der LZT
80 Jahre Kriegsende - Schwerpunktthema
Foto: Stadtarchiv Eisenach
Ausstellungseröffnung: Sophie Scholl und die Weiße Rose
Anläßlich des 104. Geburtstags von Sophie Scholl wird in Arnstadt eine Ausstellung über sie eröffnet. Zur Eröffnung sprechen der Bürgermeister der Stadt Arnstadt und die Leiterin der LZT Dr. Franziska Wittau. Die Ausstellung kann vom 9. – 23. Mai 2025 im Rathaus besichtigt werden.
09.05.2025 | 17:00 | Arnstadt, Rathaus
Weitere Informationen
Vortrag: Das Ghetto Belzyce
Am 9. Mai 1942 wurden 21 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Arnstadt von zwei Polizisten in das Sammellager nach Weimar gebracht und am folgenden Tag gemeinsam mit weiteren 492 Thüringer Jüdinnen und Juden in einem Zug in das Ghetto Bełżyce deportiert. Mit Halt in Leipzig und Chemnitz wurden 1002 Menschen mit diesem Zug in den Tod geschickt.
Referent: Steffen Hänschen, Bildungswerk Stanislaw Hantz Im Anschluss spricht Jörg Kaps, Beauftragter für das jüdische Erbe der Stadt Arnstadt und für politische Bildung, über die 21 Arnstädter Jüdinnen und Juden, die im Ghetto Bełżyce ermordet wurden.
10.05.2025 | 19:00 | Arnstadt, Musikschule, Haus zum Schwarzen Löwen – Unterm Markt 1
Autoritäre Rebellion in breiten Schichten der Gesellschaft: Andreas Speit liest in der Stadtbibliothek Gera
"Sie sind Familienangehörige, Freunde, Bekannte, Vereinsmitglieder, Doppelkopfspielende, Tennispartnerinnen oder Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr. Sie haben sich entschieden: Diese Bundesrepublik ist nicht mehr ihre Republik. Wir kennen sie, sie sitzen nicht nur in den Parlamenten oder Talkshows, sie sitzen auch an Küchen- oder Stammtischen. Sie sind wie wir, sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Ihre Revolte strebt ins Autoritäre." So beschreibt der Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit die aktuelle gesellschaftliche Situation in seinem neuen Buch "Autoritäre Rebellion - Wie antimoderne Reflexe breite Schichten der Gesellschaft erfassen und sie immer weiter nach rechts rücken".
08.05.2025 | 19:30 | Gera, Stadt- und Regionalbibliothek Gera, Puschkinplatz 7a
Veranstaltungsflyer
Das Deutsche Demokratische Reich. Volker Weiß im Gespräch mit Jens Christian Wagner
Das Deutsche Demokratische Reich. Volker Weiß im Gespräch mit Jens Christian Wagner In seinem neuen Buch setzt sich Volker Weiß kritisch mit geschichtspolitischen Strategien der extremen Rechten auseinander und untersucht deren Umschreibungen und Umdeutungen von Geschichtsbildern als Versuch, politische Ziele zu legitimieren. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Zeitgeschichtlichen Colloquium der FSU Jena.
14.05.2025 | 18:15 | Jena, Hauptgebäude der FSU, Fürstengraben 1
Jüdisches Leben und Bildung gegen Antisemitismus
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Workshop
„Krieg der Bilder?“ – Wie digitale Bildkommunikation antisemitische Stereotype bedient.
Die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) veranstaltet in Kooperation mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema: „Krieg der Bilder?“ – Wie digitale Bildkommunikation antisemitische Stereotype bedient. Dozent ist der Linguist und Antisemitismusforscher Marcus Scheiber vom international renommierten Forschungsprojekt „Decoding Antisemitism“.
Da die ursprünglich im März geplante Veranstaltung aus Krankheitsgründen verschoben werden musste, findet der Nachholtermin nun am 13.05.2025 von 14:00 bis 18:00 Uhr im Seminarraum des "Wachhäuschens" vor der Thüringer Staatskanzlei (direkt am Hirschgarten) in Erfurt statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Bei Interesse melden Sie sich bitte formlos und direkt bei Wieland Koch im ThILLM an: wieland.koch@thillm.de
Weitere Informationen
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Veranstaltung
Shabat Shalom zusammen! Tanya Raab im Gespräch mit Arhea Marshall
15.05.2025 | 18:00 | Weimar, Mon Ami, Goetheplatz 11
Ob mit Davidstern-Kette im Fitnessstudio oder Regenbogen-Kippah beim Einkaufen - die queere und feministische Aktivistin Tanya Raab zeigt, dass jüdisches Leben anders gelebt werden kann, als man es erwartet. Selbstbewusst erzählt sie von ihrem Alltag zwischen Tradition und Moderne sowie tagtäglichen Erfahrungen mit Antisemitismus, klärt auf über weit verbreitete Stereotype und rechnet mit der deutschen Erinnerungskultur ab. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der VHS Weimar.
Foto: Tanya Raab
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Wanderausstellung der LZT
„Sei a Mensch. Israel und der 7. Oktober“
Am 29. April 2025 wurde die Wanderausstellung der LZT „Sei a Mensch. Israel und der 7. Oktober“ in der Geschäftsstelle der Volkshochschule Eduard Weitsch Schmalkalden-Meiningen eröffnet. Anlässlich der Eröffnung hat die Künstlerin und Fotografin Halina Hildebrand in ihre Ausstellung eingeführt und eine Kuratorenführung durch die Ausstellung angeboten. „In meiner fotografischen Arbeit dokumentiere ich die Folgen des Massakers vom 7. Oktober 2023 in Israel – und das, was danach kam: zerstörte Häuser, zerrissene Familien, das Schweigen, das Schreien, die Leere.“, so Hildebrand. „Ich habe mit Menschen gesprochen, die ihre Kinder, ihre Eltern, ihre Partner verloren haben. Mit Überlebenden. Mit Familien von Geiseln, deren Alltag seither stillsteht. Mit Vertriebenen, die nicht zurückkönnen, weil es nichts mehr gibt, wohin.“
Die Ausstellung ist bis zum 27.06.2025 in der Geschäftsstelle der VHS Schmalkalden Meiningen zu sehen. Bildrechte: Halina Hildebrand/ Elke Rohleder (floxdesign)
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Weitere Veranstaltungen im Mai
Ein Leben zwischen Zeiten und Systemen: Sergej Lochthofen liest aus „Grau“ im Mehrgenerationenhaus Cruciskirche
Lesung mit anschließendem Gespräch im Mehrgenerationenhaus Sondershausen. mit Autor Sergej Lochthofen Er liest aus seinem Buch „Grau. Eine Lebensgeschichte aus einem untergegangenen Land“ – ein eindringliches Zeugnis seines Lebens zwischen Russland und Deutschland.
09.05.2025 | 19:00 | Sondershausen, Cruciskirche, Planplatz 8
Weitere Informationen
Hass im Netz: Professionelle Haltung entwickeln und medienpädagogische Handlungsoptionen kennen
Hatespeech ist eine Herausforderung für Einzelne, für unsere Gesellschaft und Demokratie. Auch Schulgemeinschaften bleiben davon nicht unberührt. Die kostenfreie Online-Fortbildung am 15. Mai von 15-18 Uhr bietet einen Einstieg in die Thematik sowie Anlass zur Selbstreflexion persönlicher und professioneller Einstellungen und Haltungen. Es werden konkrete Handlungsoptionen aufgezeigt, insb. im Kontext Schule. Im Zuge dessen werden verschiedene Ressourcen, Methoden und Materialien kennengelernt.
Anmeldung unter: https://www.schulportal-thueringen.de/catalog/detail?tspi=1031915_
Weitere Informationen
Fachragung für Lehrkräfte und Medienpädagog:innen: 404 Information not found: Informations- und Nachrichtenkompetenz im Netz
Medienkompetenz im digitalen Zeitalter ist eine Grundvoraussetzung für einen selbstbestimmten, kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Informationen und Nachrichten. Doch wie steht es um die Informationskompetenz von Schülerinnen und Schülern? Welche Strategien nutzen sie zur Informationsbeschaffung, und wie schätzen sie ihre eigenen Fähigkeiten ein? Die Fachtagung am 22. Mai in der Landessportschule Bad Blankenburg widmet sich diesen Fragen und bietet Lehrkräften sowie pädagogischen Fachkräften praxisnahe Unterstützung.
Weitere Informationen und Anmeldung
Preisauslobung: Sozialkundelehrkräfte-Preis und Abiturpreis-Sozialkunde
Sozialkundeunterricht ist mehr als das Vermitteln von Fakten über Staat und Politik - er ist der Schlüssel zu einer lebendigen Demokratie. Er hilft jungen Menschen, politische Prozesse zu verstehen, eigene Meinungen zu entwickeln und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Gute politische Bildung weckt Interesse, fördert kritisches Denken und stärkt das Engagement für eine demokratische Zukunft. Herausragende Leistungen von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften würdigen wir auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Deutschen Vereinigung für politische Bildung Thüringen.
Bewerbungen sind noch bis 14.05. möglich.
Weitere Informationen
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