
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wussten Sie, dass ein „Vater“ des Grundgesetzes aus Thüringen kam? Hermann Brill, geboren in Gräfenroda, Sozialdemokrat, unter den Nationalsozialisten verfolgt und unter anderem in Buchenwald inhaftiert, wirkte 1948 am Verfassungskonvent in Herrenchiemsee mit. Ihm haben wir es maßgeblich zu verdanken, dass dem Grundgesetz ein Katalog von Grundrechten vorangestellt wurde. In der Vorrangstellung von Grundrechten wie der Unantastbarkeit der Menschenwürde, dem Recht auf Unversehrtheit oder der Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit sah Brill einen Schutz vor einer neuen Diktatur.
In Thüringen gibt es viele, manchmal auch überraschende Anknüpfungspunkte für die historisch-politische Bildung. Wir laden Sie ein, mit uns im Oktober auf Entdeckungsreise zu gehen. Wollen Sie wissen,
- wie der Bauernkrieg 1525 über die Jahrhunderte hinweg politisch instrumentalisiert wurde?
- wie es war, als lesbische Frau in der DDR zu leben?
- wie 1990 das bundesdeutsche Asylverfahren in Thüringen implementiert wurde?
- vor welchen Herausforderungen die Erinnerungskultur steht?
Dann finden Sie in unserem Programm das passende Angebot - viel Freude beim Stöbern!
Bald ist es soweit: Am 30.09. 2025 findet der Thüringer Landeskongress Politische Bildung in Gera statt! Es ergeht herzliche Einladung an alle, die im Bereich politische Bildung aktiv sind. Weitere Informationen finden Sie in unserem Newsletter.
Miriam Rieger, Referentin für historisch-politische Bildung
Film und Gespräch
Uferfrauen – lesbisches Leben in der DDR
Der preisgekrönte Dokumentarfilm Uferfrauen erzählt die Lebensgeschichten von sechs lesbischen Frauen in der DDR – persönlich, mutig und berührend. Nach dem Film ist Regisseurin Barbara Wallbraun zu Gast und spricht über Entstehung, Reaktionen und queere Erinnerungskultur.
01.10.2025, 17.30-20.00 Uhr, Ort: Jena, Kino Schillerhof
02.10.2025, 17.30-20.00 Uhr, Ort: Erfurt, Kino Schambrowski
08.10.2025, 17.30-20.00 Uhr, Ort: Bad Langensalza, Burgtheater
Podiumsgespräch
(Un)geteilte Welten? Ostdeutsche Musikkarrieren in den 1980er- und 1990er-Jahren
Im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung, die vom 6. bis 9. Oktober 2025 in Weimar das Leitthema "Musik in einer geteilten Welt" diskutiert, wenden sich zwei Podiumsgespräche den Erfahrungen von Musikerinnen und Musikern der DDR zu. Der Dialog mit Veronika Fischer, die als Sängerin Anfang der 1980er Jahre die DDR verließ und sich im Westen eine zweite erfolgreiche Karriere aufbaute, und Hans-Jürgen Reznicek, der als Bassisten der Band Silly in seiner Karriere viele unterschiedliche Stile bediente und dabei einen ganz eigenen Sound prägte, dient zum einen der Vergegenwärtigung von deutsch-deutscher Musikgeschichte. Zum anderen soll das Format der Podiumsdiskussionen als Wissenschaftskommunikation den Dialog von Forschung und kulturinteressierter Öffentlichkeit fördern.
08.10.2025, 14.00-16.00 Uhr, Ort: Weimar, ACC Galerie
Veronika Fischer im Gespräch mit Christina Richter-Ibáñez und Michael Custodis
09.10.2025, 12.00-14.00 Uhr, Ort: Weimar, ACC Galerie
Hans-Jürgen „Jäcki“ Reznicek im Gespräch mit Christina Richter-Ibáñez und Michael Custodis
Vortrag
Thüringen und das Grundgesetz - Vortrag mit Christoph Wunnicke und Stephan Krawczyk
14.10.2025, 19.00-21.00 Uhr
Ort: Ilmenau, Kleinod
Der Historiker Christoph Wunnicke stellt die ostdeutschen, insbesondere Thüringer, Einflüsse auf die Entwicklung des Grundgesetzes vor und wird dabei musikalisch durch Stephan Krawczyk begleitet. In anschließenden Publikumsdiskussion soll die Annahme kritisch diskutiert werden, das Grundgesetz sei ein „Fremdkörper“ in Ostdeutschland.
Vortrag & Diskussion
Der Bauernkrieg zwischen Wissenschaft und Instrumentalisierung - Vortrag und Diskussion mit Gerd Schwerhoff
14.10.2025, 18.-20.00, Ort: Gotha, Forschungszentrum Gotha
Kaum ein historisches Ereignis wurde in Wissenschaft und Öffentlichkeit so unterschiedlich gedeutet wie der Bauernkrieg: „Naturereignis“, „religiöser Freiheitskampf“, „Rebellion“ oder „Revolution“ – Gerd Schwerhoff diskutiert Deutungen und fragt nach der Aktualität des Bauernkriegs heute.
Vortrag & Diskussion
Der Bauernkrieg als Gewaltereignis - Vortrag und Diskussion mit Gerd Schwerhoff
15.10.2025, 18.00 - 20.00 Uhr, Ort: Schmalkalden, Schloss Wilhelmsburg
Gewalt im Bauernkrieg wurde von oben, seitens der Herrscher, und von unten, seitens der Aufständischen, ausgeübt. Beide Seiten machten sich gegenseitig für Exzesse verantwortlich. Der Vortrag beschäftigt sich mit den verschiedenen Darstellungen von Gewalt.
Lesung & Diskussion
Zukunft der Erinnerung. Das deutsche Erbe und die kommende Generation
22.10.2025, 18.00-20.00 Uhr
Ort: Erfurt, Erinnerungsort Topf und Söhne
Wolfgang Benz wirft in seinem neuen Buch „Zukunft der Erinnerung. Das deutsche Erbe und die kommende Generation“ einen Blick zurück auf zentrale Strategien der Erinnerungsabwehr und Handlungsfelder der Erinnerungskultur seit 1945 und fragt nach den Wegen der Erinnerung an den Holocaust in die Zukunft.
Lesung & Gespräch
Augustinerdiskurs: Marko Martin: „Freiheitsaufgaben“
23.10.2025, Ort: Erfurt, Augustinerkloster
Zeit: 18.00-20.00 Uhr
Marko Martin spricht über Freiheit, Demokratie und die Bedeutung der Friedlichen Revolution vor 35 Jahren. Ein Gespräch über Herausforderungen und Hoffnungen für heute und morgen.
Musik & Gespräch
Kultur und Politik: Stimmen der Ukraine
Der Krieg Russlands richtet sich nicht nur gegen Land und Leute, sondern betrifft auch die ukrainische Kultur und seine eigenständige Geschichte, deren Existenz von Russland bestritten wird. Im Rahmen der Veranstaltung wird es einen musikalisch untermalten literarischen Streifzug durch die Ukraine geben, der ein atmosphärisch dichtes Porträt des Landes zeichnet. Im Anschluss wird es ein Gespräch geben über Vergangenheit und Zukunft der Ukraine.
24.10.2025, 19.00-21.00 Uhr, Ort: Weida, Stadtkirche St. Marien
25.10.2025, 19:00-21.00 Uhr, Ort: Gera, Ev. Gemeindezentrum Lusan
26.10.2025, 16:00 – 18:00 Uhr, Ort: Zella-Mehlis, Bürgerhaus
Diskussion
Geisaer Schlossgespräche: Was ist Heimat?
28.10.2025, 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr
Ort: Geisa, Schloss Geisa
Der Heimatbegriff wird heute kontrovers diskutiert. Eine reaktionär-nationalistische Auffassung sieht Heimat als feste, unveränderliche Kultur. Dem gegenüber steht ein Verständnis von Heimat als Gefühl von Vertrautheit und Zugehörigkeit. Zudem betonen manche, dass Heimat Wandel ist und an verschiedenen Orten zugleich erlebt werden kann. Die Schlossgespräche widmen sich der Frage, wie Heimat entsteht und welche Bedeutung sie für den Einzelnen hat.
Podiumsgespräch
Migrant/-innen (nicht) willkommen? Der Umgang mit Geflüchteten in Thüringen seit 1990
Schon im Sommer vor der deutschen Wiedervereinigung wurde das Migrations- und Asylsystem der Bundesrepublik in den neuen Bundesländern eingeführt. Nahe Tambach-Dietharz wurde mitten im Wald in einer ehemaligen GST-Einrichtung Thüringens erste Asylunterkunft eingerichtet.
Wie prägten diese frühen Entscheidungen und die schwierigen Bedingungen den weiteren Umgang mit Migrantinnen und Migranten in Thüringen? Wir schauen auf die hitzigen Asyldebatten der 1990er Jahre, die bis heute andauernden Versuche der Politik, den Problemen Herr zu werden, Ängsten und Vorbehalten vor Ort, aber auch Solidarität und Hilfe aus der Gesellschaft und aus dem Kreis der Geflüchteten selbst. Wir laden ein zu einer Spurensuche und viel Dialog.
Auf dem Podium: Klaus Neumann (Hamburg), Emilia Henkel (Jena), Elhan Gasimov (Erfurt), Jens Triebel (Suhl), Moderation: Andreas Braune
Kulinarische Begleitung durch Lantern e.V.
30.10.2025, 17:00 -20.00 Uhr,
Ort: Suhl, Community Art Center
Eine Veranstaltung im Rahmen des „Weimarer Rendez-Vous mit der Geschichte
Workshop
Mit Populisten reden – eine Anleitung für die Praxis
25.10.2025, 10 Uhr -16:30 Uhr
Ort: Altenburg, Volkhochschule, Hospitalplatz 6
Warum müssen wir mit Populisten reden? Einfache Antwort: Weil es kein anderer tut! Viele bleiben stumm, aber durch Schweigen signalisieren wir Zustimmung und überlassen den anderen die Bühne. Stattdessen müssen wir reagieren und unsere Handlungsfähigkeit wiederherstellen.
Wie das geht, zeigt Dr. Thorben Prenzel in diesem Ganztagesworkshop. Vorgestellt wird eine einfache Handlungsanleitung, um schwierige Gespräche mit Populisten erfolgreich zu führen.
Thüringer Landeskongress Politische Bildung
Stark machen! – Politische Bildung zusammen weiter denken
30.10.2025, 09:30 -16:30 Uhr
Ort: Victors Residenz-Hotel Gera
Politische Bildung ist gerade im ländlich geprägten Thüringen relevant, herausfordernd – und unverzichtbar. Zwischen Förderlogik, Ehrenamt, Haltung und Frustration entstehen Formate, die mutig, kreativ und nah an den Lebenswelten von Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten. Doch wie gelingt politische Bildung dort, wo Räume fehlen, Vertrauen wachsen muss und gesellschaftliche Spannungen spürbar sind?
Mit dem Thüringer Landeskongress Politische Bildung laden wir gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb Aktive in der politischen Bildung in Thüringen ein, Erfahrungen auszutauschen, neue Ansätze kennenzulernen und gemeinsam darüber nachzudenken: Wen erreichen wir – und wen (noch) nicht? Welche Formate funktionieren tatsächlich? Was brauchen wir, um in ländlichen Räumen sichtbar, wirksam und langfristig präsent zu sein?
Was sonst noch?
Fachtagung
Save the Date: Medienfachtag „Grenzenlos – Digitale Kommunikation sicher, fair und selbstbestimmt gestalten“
13.11.2025, 08:30 Uhr bis 16:00 Uhr
Ort: Kultur- und Kongresszentrum, Bad Langensalza
für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe sowie Lehrerinnen und Lehrer
Der Fachtag beschäftigt sich mit Grenzüberschreitungen in der digitalen Kommunikation und Mediennutzung und fragt, wie Schule und Sozialarbeit darauf reagieren können. Es geht um Themen wie Mobbing, Grooming, Sexting, Hate Speech und Deep Fakes. Zugleich werden Veränderungen in der Kommunikationskultur betrachtet - etwa die wachsende Bedeutung von Influencern und die zunehmende Verrohung von Sprache und im Umgang miteinander. Im Mittelpunkt stehen Strategien zur Prävention und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Grenzverletzungen im digitalen Raum - durch Medienbildung, die Schaffung sicherer Räume ("Safer Spaces") sowie die Stärkung der Kinder-, Jugend- und Persönlichkeitsrechte.
Game Jam
Jetzt anmelden: Game Jam „Ressourcen | Maschine | Mensch“ in Weimar
21.-23.11.2025
Game Lab, Bauhaus Universität in Weimar
Ein Wochenende, ein Thema, ein Spiel: Beim Game Jam im Game Lab Weimar (Bauhaus-Universität) entwickeln Teams in 48 Stunden ein digitales Spiel – das konkrete Thema erfahrt ihr zum Start vor Ort. Ob Musik, Storytelling, Grafik oder Coding: Jede Rolle zählt.
Warum lohnt es sich mitzumachen? Teilnehmende können eigene Spielideen testen und umsetzen, sie erhalten dabei Feedback von Expert:innen und können in Deep-Dive-Talks mit anderen Entwickler:innen neue Erkenntnisse gewinnen. Vorerfahrungen sind hilfreich, aber nicht notwendig.
Ausschreibung
Umbruchszeiten - ein Wettbewerb für junge Leute zwischen 13 und 19 Jahren der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur
Wettbewerbsthema 2025/2026: Neue Begegnungen
Mit der Öffnung der Mauer und der deutschen Einheit 1989/90 konnten sich Menschen aus Ost und West endlich wieder in Freiheit begegnen. Ob in der Familie, im Freundeskreis oder auf Reisen – nach 40 Jahren der Teilung trafen sie mit unterschiedlichen Erfahrungen, Hoffnungen und Sorgen aufeinander.
Der Wettbewerb lädt ein, die „Geschichten in der Geschichte“ zu entdecken: Welche Begegnungen haben den Alltag verändert? Welche Orte der Begegnung wurden wichtig? Und wie lassen sich verschiedene Perspektiven auf Geschichte(n) zusammenbringen?
Abgabe: 1. Februar 2026