Veranstaltungen

05.04.2022 | 19:00 | Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, 99099 Erfurt
Vortrag mit anschl. Diskussion - Moderation: Dr. Urs Lindner (Universität Erfurt)

In den letzten Jahren kam es zunehmend zu Kontroversen in der Öffentlichkeit über den historischen Status des Holocaust. Es ging dabei immer wieder um die Vorstellung, dass der Holocaust, also der millionenfache und systematische Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden, ein singuläres Geschehen darstelle, das insbesondere nicht mit den Kolonialverbrechen vergleichbar sei. Zugleich wurden die vom Deutschen Reich begangenen kolonialen Verbrechen, insbesondere der Genozid an den Herero und Nama, stärker öffentlich wahrgenommen. Mit dem kontrovers diskutierten Schlagwort „Von Windhuk nach Auschwitz“ – so ein Buchtitel von Jürgen Zimmerer - präsentierte man sogleich eine Art historische Genealogie der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen und insbesondere des Holocaust.
Gerade mit Blick auf den Nationalsozialismus werfen gegenwärtige postkoloniale Debatten eine ganze Reihe von Fragen auf: Ist es sinnvoll und moralisch erlaubt, den Holocaust in Beziehung zu anderen Genozid- und Gewaltverbrechen zu setzen? Muss man die nationalsozialistische Gewaltgeschichte vornehmlich als ein koloniales oder ein antisemitisches Projekt verstehen – oder lässt sich das verbinden? Welche innere Beziehung gibt es zwischen einer antisemitischen Ideologie, die in den Holocaust führte, und einer rassistischen Ideologie, die zu Genoziden insbesondere gegen die Völker Osteuropas führte?
Uffa Jensen gibt einen Einblick in diese aktuellen Kontroversen, die seit dem Erscheinen der deutschen Übersetzung von Michael Rothbergs Buch „Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung“ für lebhafte Diskussionen in den deutschen Feuilletons sorgt. Prof. Dr. Uffa Jensen ist stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Neben den Forschungsfeldern der Wissenschaftsgeschichte der Psycho-Wissenschaften und der transnationalen Geschichte beschäftigt er sich mit der modernen Emotionsgeschichte insbesondere des Antisemitismus. In diesem Kontext entstand 2017 sein Buch „Zornpolitik“, das auch die Emotionen im gegenwärtigen Rechtspopulismus und -extremismus thematisiert.

Anmeldung:
Eine Teilnahme an der Veranstaltung im Erinnerungsort Topf & Söhne ist nur nach Anmeldung möglich. Bitte melden Sie sich per Mail beim Erinnerungsort Topf & Söhne an: fsj.topfundsoehne@erfurt.de Die zum Veranstaltungszeitraum gültigen Regelungen zur Eindämmung des Coronavirus, die bei einem Besuch von Vorträgen zu beachten sind, erfahren Sie auf der Internetseite des Erinnerungsorts: www.topfundsoehne.de
Mehr Informationen
Prof. Dr. Uffa Jensen (Berlin): Nationalsozialismus als Thema der Kolonialismus- und der Holocaustforschung – ein Überblick über aktuelle Kontroversen
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