Veranstaltungen
09.03.2023 | 18:30 | Greiz, Stadt-und Kreisbibliothek, Kirchplatz 4
Lesung und Gespräch
»Orientalischer« könnte die Szenerie nicht sein: Vor einer Silhouette aus Moscheen und Minaretten jagt eine Gruppe wütender Männer in Pluderhosen –Turbane auf dem Kopf, Schnabelschuhe an den Füßen, Krummsäbel, Speere und Hellebarden schwingend – hinter drei knollennasigen Kobolden her. Auch sie in orientalischen Phantasiekostümen gekleidet. Der Eine schwarz-, der Zweite blond- und der Dritte rothaarig. So tauchten Dig, Dag und Digedag im Dezember 1955 erstmals auf dem Titelblatt der Zeitschrift MOSAIK auf. Der einzigen, durchgängigen Comic-Heftreihe, die in der DDR erschienen ist. Von nun an sollten die Digedags, wie sie alle nannten, treue Begleiter von Generationen im Osten Deutschlands werden. Denn sie streiften mit ihnen durch Raum und Zeit – besuchten das alte Rom und ferne Galaxien, das Mittelalter ebenso wie den Wilden Westen – und ließen damit die muffige, enge DDR ebenso weit hinter sich wie auch deren staatlich gelenkte Pressezensur. Der Mann, der dies fertigbrachte, war allen nur unter dem Pseudonym Hannes Hegen bekannt. Eigentlich hieß er Johannes Hegenbarth, stammte aus einer weitverzweigten Glasmacher- und Künstlerfamilie aus Böhmisch Kamnitz (heute Èeská Kamenice) und fand über das Kunsthandwerk und die Pressekarikatur zu seinen »Bildergeschichten« rund um die Digedags. Obwohl die Heftreihe lediglich 20 Jahre unter seiner Regie erschien (die Zeitschrift gibt es immer noch), ist das »MOSAIK von Hannes Hegen«, ebenso wie ihr Schöpfer, bis heute eine Legende. Hegens Traumfabrik beglückte nicht nur die DDR, sondern überlebte das Land um viele Jahrzehnte.
Bernd Lindner, geboren 1952 in Lutherstadt Wittenberg, ist Kulturhistoriker und -soziologe. Die Universität Karlsruhe verlieh dem habilitierten Wissenschaftler 2001 eine apl. Professur für Kultur- und Jugendsoziologie. Von 1995 bis 2015 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Ausstellungskurator am Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (ZFL) tätig, das zur Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehört. Johannes Hegenbarth lernte er 2009 persönlich kennen. Als Hannes Hegen war er ihm, wie auch dessen MOSAIK, jedoch schon seit Kindheitstagen vertraut. Lindner war maßgeblich an der Übernahme von Hegenbarths Vorlass ins ZFL beteiligt. Darüber hinaus führte er mit dem Künstler intensive Gespräche über dessen Leben und Werk. Daraus entstand die noch von ihm autorisierte Biografie »Die drei Leben des Zeichners JoHANNES HEGENbarth« (erstmals erschienen 2015). Lindner ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Zeitgeschichte, bildenden Kunst und Kunstrezeption, Fotografie sowie Populär- und Alltagskultur. Bei der Landeszentrale für politischen Bildung Thüringen sind bisher von ihm erschienen »Nähe + Distanz, Bildende Kunst in der DDR« (2017) und »Wir bleiben… das Volk! Losungen und Begriffe der Friedlichen Revolution 1989« (2019). Er lebt und arbeitet in Leipzig.
Eintritt frei!
»Orientalischer« könnte die Szenerie nicht sein: Vor einer Silhouette aus Moscheen und Minaretten jagt eine Gruppe wütender Männer in Pluderhosen –Turbane auf dem Kopf, Schnabelschuhe an den Füßen, Krummsäbel, Speere und Hellebarden schwingend – hinter drei knollennasigen Kobolden her. Auch sie in orientalischen Phantasiekostümen gekleidet. Der Eine schwarz-, der Zweite blond- und der Dritte rothaarig. So tauchten Dig, Dag und Digedag im Dezember 1955 erstmals auf dem Titelblatt der Zeitschrift MOSAIK auf. Der einzigen, durchgängigen Comic-Heftreihe, die in der DDR erschienen ist. Von nun an sollten die Digedags, wie sie alle nannten, treue Begleiter von Generationen im Osten Deutschlands werden. Denn sie streiften mit ihnen durch Raum und Zeit – besuchten das alte Rom und ferne Galaxien, das Mittelalter ebenso wie den Wilden Westen – und ließen damit die muffige, enge DDR ebenso weit hinter sich wie auch deren staatlich gelenkte Pressezensur. Der Mann, der dies fertigbrachte, war allen nur unter dem Pseudonym Hannes Hegen bekannt. Eigentlich hieß er Johannes Hegenbarth, stammte aus einer weitverzweigten Glasmacher- und Künstlerfamilie aus Böhmisch Kamnitz (heute Èeská Kamenice) und fand über das Kunsthandwerk und die Pressekarikatur zu seinen »Bildergeschichten« rund um die Digedags. Obwohl die Heftreihe lediglich 20 Jahre unter seiner Regie erschien (die Zeitschrift gibt es immer noch), ist das »MOSAIK von Hannes Hegen«, ebenso wie ihr Schöpfer, bis heute eine Legende. Hegens Traumfabrik beglückte nicht nur die DDR, sondern überlebte das Land um viele Jahrzehnte.
Bernd Lindner, geboren 1952 in Lutherstadt Wittenberg, ist Kulturhistoriker und -soziologe. Die Universität Karlsruhe verlieh dem habilitierten Wissenschaftler 2001 eine apl. Professur für Kultur- und Jugendsoziologie. Von 1995 bis 2015 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Ausstellungskurator am Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (ZFL) tätig, das zur Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehört. Johannes Hegenbarth lernte er 2009 persönlich kennen. Als Hannes Hegen war er ihm, wie auch dessen MOSAIK, jedoch schon seit Kindheitstagen vertraut. Lindner war maßgeblich an der Übernahme von Hegenbarths Vorlass ins ZFL beteiligt. Darüber hinaus führte er mit dem Künstler intensive Gespräche über dessen Leben und Werk. Daraus entstand die noch von ihm autorisierte Biografie »Die drei Leben des Zeichners JoHANNES HEGENbarth« (erstmals erschienen 2015). Lindner ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Zeitgeschichte, bildenden Kunst und Kunstrezeption, Fotografie sowie Populär- und Alltagskultur. Bei der Landeszentrale für politischen Bildung Thüringen sind bisher von ihm erschienen »Nähe + Distanz, Bildende Kunst in der DDR« (2017) und »Wir bleiben… das Volk! Losungen und Begriffe der Friedlichen Revolution 1989« (2019). Er lebt und arbeitet in Leipzig.
Eintritt frei!
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