Veranstaltungen

23.11.2023 | 19:00 | Sondershausen, Bürgerzentrum Cruciskirche
Nach ihrer Scheidung entschließt sich die Architektin Franziska Linkerhand, für ein Jahr aus Berlin in eine Provinzstadt zu gehen - auch um sich von ihrem Professor, mit dem sie bisher zusammen arbeitete, freizumachen. Franziska ist eine Maximalistin, und rigoros vertritt sie ihren Anspruch, Ideal und Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen. In der Stadt N. kommt sie in ein Kollektiv, dessen Chef Schafheutlin vor den Zwängen der Praxis bereits kapituliert hat. Auseinandersetzungen sind zwangsläufig. In dem Kipperfahrer Trojanovicz lernt sie einen neuen Mann kennen und lieben. Aber wie im Beruf geht sie auch im Privatleben keine Kompromisse ein. Und so scheitert diese Beziehung an der bequemen, kompromissbereiten Lebenseinstellung von Trojanovicz. Die Zusammenarbeit mit Schafheutlin indes entwickelt sich positiv. Durch ihr Engagement löst er sich aus seiner Erstarrung, während Franziska von seinem Realitätssinn profitiert. Sie entschließt sich, in N. zu bleiben.
Regie und Drehbuch: Lothar Warneke, Kamera: Claus Neumann, Schnitt: Erika Lehmphul | Es spielen: Simone Frost (Franziska Linkerhand), Hermann Beyer (Horst Werner Schafheutlin), Gottfried Richter (Trojanovicz), Dietrich Körner (Professor Reger), Christian Steyer (Jazwauk), Christine Schorn (Gertrud), Barbara Dittus (Frau Helwig), Uwe Kockisch (Wolfgang) u.v.a.
Die Romanvorlage „Franziska Linkerhand“ von Brigitte Reimann blieb unvollendet. Zehn Jahre hatte die Autorin daran geschrieben. Er gilt heute als ihr bedeutendstes literarisches Werk. Aufgrund seiner ungewöhnlich offenen Schilderung des DDR-Alltags spielte das Buch in den 1970er/1980er Jahren eine wichtige Rolle für die kritische Auseinandersetzung innerhalb der DDR. Im Mittelpunkt des stark autobiografische Züge tragenden Romans steht die junge ehrgeizige Architektin Franziska Linkerhand. Die aus einem bürgerlichen Elternhaus stammende Frau geht voller Enthusiasmus nach Neustadt am östlichen Rand der DDR, um ihre Ideale von menschenwürdigem Städtebau in dem neu entstehenden Ort zu verwirklichen. Ihr Anspruch gerät in scharfen Konflikt mit den ökonomischen Zwängen, mit ideologischer Verkrustung und der resignativen Haltung ihrer Architekten-Kollegen.
Die Autorin Brigitte Reimann war zu ihren Lebzeiten eine der schillerndsten Schriftstellerinnen der DDR. Geboren 1933 bei Magdeburg, lebt sie später in Hoyerswerda und Neubrandenburg. Als sie 1973 mit nur 39 Jahren an Krebs stirbt, hat sie einige wichtige Romane geschrieben, in deren Mittelpunkt oft Frauen und deren Drang nach Emanzipation stehen. In diesem Jahr wird aufgrund ihres 90. Geburts- und ihres 50. Todestages in besonderer Weise der Autorin gedacht.
Der Regisseur Lothar Warneke von „Unser kurzes Leben“ zählt – neben Roland Gräf, Hermann Zschoche und Rainer Simon – zu den wichtigsten DEFA-Regisseuren der 1970er und 1980er Jahre. Er gilt als Moralist in dieser Regiegeneration. Seine dokumentarisch orientierten Gegenwartsfilme (u.a. die bereits in Sonderhausen im Bürgerzentrum Cruciskirche gezeigten „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“ (1973) und „Die Beunruhigung“ (1981) treffen den Nerv des Publikums, sind ungeschönte Blicke auf die DDR-Realität und geben zahlreichen Zuschauern Lebenshilfe. Der Regisseur erreicht in seinen Filmen eine hohe Glaubwürdigkeit in der Darstellung der Menschen und der Zustände, in denen sie sich bewegen.
Klaus-Dieter Felsmann wurde 1951 in Berlin geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete später als Filmpublizist, Filmpädagoge und Moderator für Filmgespräche. Er ist u. a. Autor der in der DEFA-Schriftenreihe erschienenen Bände „Deutsche Kinderfilme aus Babelsberg“ (gemeinsam mit Bernd Sahling), „Klang der Zeiten. Musik im DEFA-Spielfilm – Eine Annäherung“ und „Inszenierte Realität. DEFA-Spielfilme als Quelle zeitgeschichtlicher Deutung“.
Mehr Informationen
Der Film: Unser kurzes Leben (DDR 1980)
Die gewünschte Veranstaltung wurde nicht gefunden.
Menu: