Veranstaltungen
30.09.2024
bis 31.12.2024 | Thüringen
bis 31.12.2024 | Thüringen
Der wider den Stachel im SED-Staat löckte – Veranstaltungen mit Lutz Rathenow
Einen entscheidenden Anteil am Mauerfall vor 35 Jahren hatten die Bürgerechtlerinnen und Bürgerrechtler in der DDR. Zu denen, die nicht erst im Revolutionsjahr 1989 beharrlich und ebenso ernsthaft wie spöttisch die DDR von innen heraus kritisierten, gehörte der Jenaer Lutz Rathenow, der seit den 1970er Jahren unermüdlich im SED-Staat wider den Stachel löckte. Davon zeugen die 2022 zu seinem 70. Geburtstag in Buchform unter dem Titel „Trotzig lächeln und das Weltall streicheln“ erschienen Texte aus den letzten 50 Jahren. Die Landeszentrale präsentiert Autor und Buch in Gera (17.10.) und Greiz (05.11.). Auch in Schulen wird Rathenow mit Jugendlichen über seine Geschichte(n) und Erfahrungen diskutieren (18.10 Gera, 22.10. Neustadt/Orla, 05.11. Greiz). Zudem wird er mit seinem viel jüngeren „Ost“-Schriftstellerkollegen Lukas Rietzschel, moderiert von Marion Brasch, unter dem Motto „Der Sound des Ostens – Gibt es den?“ am 10.12. im Kubus der Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt diskutieren.
Ein besonderes, weil selten zu sehendes Zeitzeugnis aus dem „Wendejahr“ ist der Film „Zärtlich kreist die Faust“, ein Filmtagebuch über Lutz Rathenow vom Münchner Filmteam Hilde Bechert und Klaus Dexel (BR) aus dem Jahr 1990, das seinerzeit in der ARD zu sehen war und nun seine Thüringer Kino-Premiere erleben wird. Der am 24.10 in Jena (Kino im Schillerhof) und am 10.11. in Weimar (Kino mon ami) mit Podiumsdiskussion zu sehende Film bildet einen kurzen, sehr offenen, gleichermaßen hoffnungs- und angstbesetzten Moment im Verschwinden eines Staates ab, den der Dichter und Noch-Dissident Lutz Rathenow in einem Tagebuch festhält. Es ist nicht nur Kaleidoskop eines besonderen Moments der DDR-Geschichte, sondern ein Dokument ihrer Transformation, die kein einfaches Verschwinden bedeutet.
Bildungsparadies oder Hölle der Indoktrination? Filme über Schule in der DDR
Die Schule in der DDR sollte „allseitig gebildete sozialistische Persönlichkeiten“ hervorbringen, die dem Staat treu und selbstlos dienen und ihn mitgestalten sollten. Jedoch kehrten immer mehr Absolventen des DDR-Schulsystems ihrer „sozialistischen Heimat“ den Rücken, gipfelnd in der großen Ausreisewelle 1989, von der ein gerader Weg zum Mauerfall führte. Die Landeszentrale wirft auf der Grundlage mehrerer Filmen aus der und über die DDR einen genaueren Blick auf den Bildungsbereich. Am 22.10. wird Christian Bäucker in einer Kooperationsveranstaltung mit dem ThLA in Sonneberg seinen Film „Heimatkunde“ (2022) vorstellen, in dem er sich in das inzwischen ungenutzte Schulgebäude seiner Kindheit begibt und sich im Dialog mit seinen ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern mit den Traumata seiner Schulzeit auseinandersetzt und mit systematischen Manipulationen des Kindergeistes konfrontiert. Zur SchulKinoWoche präsentiert die Landeszentrale wie in den letzten Jahren ein Sonderprogramm zum „Aufwachsen in der DDR“. Der Verbotsfilm „Karla“ (1966/90) zeigt eine junge Lehrerin, die voller Idealismus ihre Abiturientinnen und Abiturienten zu selbständigem und kritischem Denken ermutigt, dabei aber auf Unverständnis und Gegenwehr ihrer den Staat repräsentierenden Vorgesetzten stößt (27.11. in Meiningen). Im Film „Abschiedsdisko (1990) bewegt sich der 15jährige Schüler Henning durch eine Welt der Agonie und des Verfalls (28.11. in Sondershausen). Zusätzlich laufen in beiden Städten zwei weitere DEFA-Filme im Abendprogramm: „Die besten Jahre“ (1965), ein Film des 2008 in Meiningen verstorbenen Günther Rücker, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, zeigt die Geschichte des Neulehrers Ernst Machner, der sich als Lehrer dem SED-Staat zur Verfügung stellt und im Bildungssystem aufsteigt, dafür aber mit seiner Gesundheit und der schwindenden Reinheit seines Gewissens bezahlt. Eine der Hauptfiguren in Konrad Wolfs „Der geteilte Himmel (1964) nach Christa Wolfs Roman ist eine sich in der Produktion bewährende Lehramtsstudentin. Der Film läuft am 27.11. in Sondershausen und zeigt am individuellen Beispiel eines Paars sehr differenziert die Auswirkungen des Mauerbaus 1961 auf Individuum und Gesellschaft.
Kooperationsseminare zur DDR Geschichte – Ein Angebot für Thüringer Schulen
Wie in den Vorjahren bieten Landeszentrale, EJBW und Stiftung Ettersberg auch 2024 das bewährte Format „Vom Hort bis zur NVA“ über Jugend und Schule in der DDR an (23.-25.10 und 20.-22.11.). Hierbei haben Schülerinnen und Schüler in einem dreitägigen Seminar, das in der EJBW und in der Gedenkstätte Andreasstraße stattfindet, die Möglichkeit, sich mit Quellen und Zeitzeugenberichten bzw. Ausstellungsexponaten und -erläuterungen mit dem Leben von Jugendlichen in der DDR auseinanderzusetzen und mehr über diese Zeit zu erfahren. Ein anderes Format ist „L|Ostdeutschland“, das die LZT zusammen mit der Stiftung Ettersberg anbietet. Hier kommt ein Projektteam zwischen 1. und 29. November für einen Projekttag direkt in interessierte Schulen. Drei Themen zur vertiefenden Auseinandersetzung mit DDR- und Nachwendegeschichte stehen zur Auswahl: „Kommunikation und Medien in der Diktatur“ oder „Jung sein in der DDR“ oder „Transformation“.
„Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ – Premiere eines Films über Zwangserziehung in der DDR
Jugendliche, die sich nicht ins Norm-System der DDR einfügen wollten oder konnten, sollten mit Zwangsmaßnahmen auf den Weg zur „sozialistischen Persönlichkeit“ geführt werden. Er konnte über eine Heimweinweisung in den Jugendwerkhof bis in eine Haftanstalt führen. Auch in Thüringen gab es solche Einrichtungen. Im Film „Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ von Stefanie Falkenberg (ThürAZ) und Torsten Eckold (mExtra Filmproduktion / Geschichtswerkstatt Jena) gehen vier Menschen auf Spurensuche in ihre Vergangenheit. Im DDR-Durchgangsheim Schmiedefeld, im Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf und im Frauengefängnis Hohenleuben waren sie der Willkür des SED-Regimes ausgeliefert, weil sie als „schwer erziehbar“ galten oder in den Westen wollten. Sie sprechen über Gewalterfahrungen, Isolation und Zwangsarbeit in Einrichtungen der repressiven DDR-Heimerziehung und im Strafvollzug sowie über die Gründe ihrer Einweisung oder Verhaftung. Im Anschluss an die Filmpremiere am 30.10. um 18:00 Uhr im Kino im Schillerhof Jena stehen Anne Hahn und Kerstin Seifert als Zeitzeuginnen, Dr. Christian Sachse als Historiker und UOKG-Vertreter sowie Manfred May als Künstler und Therapeut neben den beiden für die Produktion des Films Verantwortlichen für ein Gespräch zur Verfügung.
Filmreihe 35 Jahre Mauerfall in Weimar
Dem 35. Jahrestag des Mauerfalls widmet sich eine kleine Filmreihe in Kooperation mit dem Kino mon ami Weimar vom 08.-10.11.2024. Ein Doppelprogramm am 08.11. gewährt Einblicke in die der Arbeitswelt West und in die Arbeitswelt West. Vorgeführt werden der Dokumentarfilm „… sonst steht ja der Betrieb hier still“ (BRD 1973), der von einer Betriebsübernahme durch die Belegschaft 1972 in Franken berichtet, „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“ (DDR 1989) zeigt die Belegschaft einer privaten Kohlehandlung mitten im Ostberliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg Ende der 1980er Jahre. Am 09.11. folgt ein weiteres Doppelprogramm mit Leipzig-Filmen von Andreas Voigt, der für Gespräche zu Gast sein wird. „Leipzig im Herbst“ (1989) dokumentiert ganz unmittelbar die sich überstürzenden Ereignisse auf den Straßen der Messestadt im Oktober 1989. „Letztes Jahr Titanic“ (1991) ist die gedankliche Weiterführung der im Oktober 1989 begonnenen Dokumentation. Lebensgeschichten, Schicksale, Alltagsgeschichten in Leipzig - aufgenommen von Dezember 1989 bis Dezember 1990. „Leipzig im Herbst“ läuft zudem am 23.10. um 11:00 in unserer gemeinsam mit dem Kino mon ami organisierten Reihe „Lernort Kino – Schule des Sehens“. Ihren Abschluss findet die Mauerfall-Filmreihe in Weimar mit dem dann bereits am 24.10. in Jena gezeigten Film „Zärtlich kreist die Faust“ mit dem Protagonisten Lutz Rathenow und dem Filmwissenschaftler und –Historiker Dr. Claus Löser, moderiert wird das Gespräch von Katharina Kempken, Bildungsreferentin des ThürAZ.
Buchvorstellungen zur DDR-Geschichte – Jugendliche Opposition im SED-Staat
Gerade Jugendliche fühlten sich gegängelt, gemaßregelt und eingesperrt in der DDR. Zu allen Zeiten der Existenz des SED-Staates gab es dagegen Widerstand, dessen Intensität mit den Jahren, in denen die Mauer stand, wuchs. Zwei Beispiele präsentieren wir in unserer Reihe „Das politische Buch im Gespräch. So stellt Peter Wensierski nochmals sein Buch „Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk“ vor (13.11., Grenzlandmuseum Teistungen), in dem ausgehend von Matthias Domaschks Tod im Geraer Stasiknast am 12.04.1981 dessen zu kurzes Leben erzählt und ein facettenreiches Panorama der jugendlichen Opposition in Jena in den 1970er Jahren entworfen wird. In die 1980er Jahre nach Weimar entführt Holm Kirsten am 20.11. in der Aula der VHS Unstrut Hainich in Mühlhausen. Dort präsentiert er begleitend zur Ausstellung „Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ sein Buch „Macht aus dem Staat Gurkensalat!“, in dem die Geschichte einer unangepassten Jugend im untergehenden Sozialismus erzählt wird – rebellisch, romantisch, schonungslos. Ihr Weg führte die Jugendlichen damals als Sprayer vor die verfallenden Fassaden der Klassiker-Stadt Weimar, in den Stasi-Knast, in die Nischen der Subkultur, in den Westen. So entsteht ein anschauliches Bild vom letzten Jahrzehnt der DDR.
Einen entscheidenden Anteil am Mauerfall vor 35 Jahren hatten die Bürgerechtlerinnen und Bürgerrechtler in der DDR. Zu denen, die nicht erst im Revolutionsjahr 1989 beharrlich und ebenso ernsthaft wie spöttisch die DDR von innen heraus kritisierten, gehörte der Jenaer Lutz Rathenow, der seit den 1970er Jahren unermüdlich im SED-Staat wider den Stachel löckte. Davon zeugen die 2022 zu seinem 70. Geburtstag in Buchform unter dem Titel „Trotzig lächeln und das Weltall streicheln“ erschienen Texte aus den letzten 50 Jahren. Die Landeszentrale präsentiert Autor und Buch in Gera (17.10.) und Greiz (05.11.). Auch in Schulen wird Rathenow mit Jugendlichen über seine Geschichte(n) und Erfahrungen diskutieren (18.10 Gera, 22.10. Neustadt/Orla, 05.11. Greiz). Zudem wird er mit seinem viel jüngeren „Ost“-Schriftstellerkollegen Lukas Rietzschel, moderiert von Marion Brasch, unter dem Motto „Der Sound des Ostens – Gibt es den?“ am 10.12. im Kubus der Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt diskutieren.
Ein besonderes, weil selten zu sehendes Zeitzeugnis aus dem „Wendejahr“ ist der Film „Zärtlich kreist die Faust“, ein Filmtagebuch über Lutz Rathenow vom Münchner Filmteam Hilde Bechert und Klaus Dexel (BR) aus dem Jahr 1990, das seinerzeit in der ARD zu sehen war und nun seine Thüringer Kino-Premiere erleben wird. Der am 24.10 in Jena (Kino im Schillerhof) und am 10.11. in Weimar (Kino mon ami) mit Podiumsdiskussion zu sehende Film bildet einen kurzen, sehr offenen, gleichermaßen hoffnungs- und angstbesetzten Moment im Verschwinden eines Staates ab, den der Dichter und Noch-Dissident Lutz Rathenow in einem Tagebuch festhält. Es ist nicht nur Kaleidoskop eines besonderen Moments der DDR-Geschichte, sondern ein Dokument ihrer Transformation, die kein einfaches Verschwinden bedeutet.
Bildungsparadies oder Hölle der Indoktrination? Filme über Schule in der DDR
Die Schule in der DDR sollte „allseitig gebildete sozialistische Persönlichkeiten“ hervorbringen, die dem Staat treu und selbstlos dienen und ihn mitgestalten sollten. Jedoch kehrten immer mehr Absolventen des DDR-Schulsystems ihrer „sozialistischen Heimat“ den Rücken, gipfelnd in der großen Ausreisewelle 1989, von der ein gerader Weg zum Mauerfall führte. Die Landeszentrale wirft auf der Grundlage mehrerer Filmen aus der und über die DDR einen genaueren Blick auf den Bildungsbereich. Am 22.10. wird Christian Bäucker in einer Kooperationsveranstaltung mit dem ThLA in Sonneberg seinen Film „Heimatkunde“ (2022) vorstellen, in dem er sich in das inzwischen ungenutzte Schulgebäude seiner Kindheit begibt und sich im Dialog mit seinen ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern mit den Traumata seiner Schulzeit auseinandersetzt und mit systematischen Manipulationen des Kindergeistes konfrontiert. Zur SchulKinoWoche präsentiert die Landeszentrale wie in den letzten Jahren ein Sonderprogramm zum „Aufwachsen in der DDR“. Der Verbotsfilm „Karla“ (1966/90) zeigt eine junge Lehrerin, die voller Idealismus ihre Abiturientinnen und Abiturienten zu selbständigem und kritischem Denken ermutigt, dabei aber auf Unverständnis und Gegenwehr ihrer den Staat repräsentierenden Vorgesetzten stößt (27.11. in Meiningen). Im Film „Abschiedsdisko (1990) bewegt sich der 15jährige Schüler Henning durch eine Welt der Agonie und des Verfalls (28.11. in Sondershausen). Zusätzlich laufen in beiden Städten zwei weitere DEFA-Filme im Abendprogramm: „Die besten Jahre“ (1965), ein Film des 2008 in Meiningen verstorbenen Günther Rücker, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, zeigt die Geschichte des Neulehrers Ernst Machner, der sich als Lehrer dem SED-Staat zur Verfügung stellt und im Bildungssystem aufsteigt, dafür aber mit seiner Gesundheit und der schwindenden Reinheit seines Gewissens bezahlt. Eine der Hauptfiguren in Konrad Wolfs „Der geteilte Himmel (1964) nach Christa Wolfs Roman ist eine sich in der Produktion bewährende Lehramtsstudentin. Der Film läuft am 27.11. in Sondershausen und zeigt am individuellen Beispiel eines Paars sehr differenziert die Auswirkungen des Mauerbaus 1961 auf Individuum und Gesellschaft.
Kooperationsseminare zur DDR Geschichte – Ein Angebot für Thüringer Schulen
Wie in den Vorjahren bieten Landeszentrale, EJBW und Stiftung Ettersberg auch 2024 das bewährte Format „Vom Hort bis zur NVA“ über Jugend und Schule in der DDR an (23.-25.10 und 20.-22.11.). Hierbei haben Schülerinnen und Schüler in einem dreitägigen Seminar, das in der EJBW und in der Gedenkstätte Andreasstraße stattfindet, die Möglichkeit, sich mit Quellen und Zeitzeugenberichten bzw. Ausstellungsexponaten und -erläuterungen mit dem Leben von Jugendlichen in der DDR auseinanderzusetzen und mehr über diese Zeit zu erfahren. Ein anderes Format ist „L|Ostdeutschland“, das die LZT zusammen mit der Stiftung Ettersberg anbietet. Hier kommt ein Projektteam zwischen 1. und 29. November für einen Projekttag direkt in interessierte Schulen. Drei Themen zur vertiefenden Auseinandersetzung mit DDR- und Nachwendegeschichte stehen zur Auswahl: „Kommunikation und Medien in der Diktatur“ oder „Jung sein in der DDR“ oder „Transformation“.
„Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ – Premiere eines Films über Zwangserziehung in der DDR
Jugendliche, die sich nicht ins Norm-System der DDR einfügen wollten oder konnten, sollten mit Zwangsmaßnahmen auf den Weg zur „sozialistischen Persönlichkeit“ geführt werden. Er konnte über eine Heimweinweisung in den Jugendwerkhof bis in eine Haftanstalt führen. Auch in Thüringen gab es solche Einrichtungen. Im Film „Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ von Stefanie Falkenberg (ThürAZ) und Torsten Eckold (mExtra Filmproduktion / Geschichtswerkstatt Jena) gehen vier Menschen auf Spurensuche in ihre Vergangenheit. Im DDR-Durchgangsheim Schmiedefeld, im Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf und im Frauengefängnis Hohenleuben waren sie der Willkür des SED-Regimes ausgeliefert, weil sie als „schwer erziehbar“ galten oder in den Westen wollten. Sie sprechen über Gewalterfahrungen, Isolation und Zwangsarbeit in Einrichtungen der repressiven DDR-Heimerziehung und im Strafvollzug sowie über die Gründe ihrer Einweisung oder Verhaftung. Im Anschluss an die Filmpremiere am 30.10. um 18:00 Uhr im Kino im Schillerhof Jena stehen Anne Hahn und Kerstin Seifert als Zeitzeuginnen, Dr. Christian Sachse als Historiker und UOKG-Vertreter sowie Manfred May als Künstler und Therapeut neben den beiden für die Produktion des Films Verantwortlichen für ein Gespräch zur Verfügung.
Filmreihe 35 Jahre Mauerfall in Weimar
Dem 35. Jahrestag des Mauerfalls widmet sich eine kleine Filmreihe in Kooperation mit dem Kino mon ami Weimar vom 08.-10.11.2024. Ein Doppelprogramm am 08.11. gewährt Einblicke in die der Arbeitswelt West und in die Arbeitswelt West. Vorgeführt werden der Dokumentarfilm „… sonst steht ja der Betrieb hier still“ (BRD 1973), der von einer Betriebsübernahme durch die Belegschaft 1972 in Franken berichtet, „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“ (DDR 1989) zeigt die Belegschaft einer privaten Kohlehandlung mitten im Ostberliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg Ende der 1980er Jahre. Am 09.11. folgt ein weiteres Doppelprogramm mit Leipzig-Filmen von Andreas Voigt, der für Gespräche zu Gast sein wird. „Leipzig im Herbst“ (1989) dokumentiert ganz unmittelbar die sich überstürzenden Ereignisse auf den Straßen der Messestadt im Oktober 1989. „Letztes Jahr Titanic“ (1991) ist die gedankliche Weiterführung der im Oktober 1989 begonnenen Dokumentation. Lebensgeschichten, Schicksale, Alltagsgeschichten in Leipzig - aufgenommen von Dezember 1989 bis Dezember 1990. „Leipzig im Herbst“ läuft zudem am 23.10. um 11:00 in unserer gemeinsam mit dem Kino mon ami organisierten Reihe „Lernort Kino – Schule des Sehens“. Ihren Abschluss findet die Mauerfall-Filmreihe in Weimar mit dem dann bereits am 24.10. in Jena gezeigten Film „Zärtlich kreist die Faust“ mit dem Protagonisten Lutz Rathenow und dem Filmwissenschaftler und –Historiker Dr. Claus Löser, moderiert wird das Gespräch von Katharina Kempken, Bildungsreferentin des ThürAZ.
Buchvorstellungen zur DDR-Geschichte – Jugendliche Opposition im SED-Staat
Gerade Jugendliche fühlten sich gegängelt, gemaßregelt und eingesperrt in der DDR. Zu allen Zeiten der Existenz des SED-Staates gab es dagegen Widerstand, dessen Intensität mit den Jahren, in denen die Mauer stand, wuchs. Zwei Beispiele präsentieren wir in unserer Reihe „Das politische Buch im Gespräch. So stellt Peter Wensierski nochmals sein Buch „Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk“ vor (13.11., Grenzlandmuseum Teistungen), in dem ausgehend von Matthias Domaschks Tod im Geraer Stasiknast am 12.04.1981 dessen zu kurzes Leben erzählt und ein facettenreiches Panorama der jugendlichen Opposition in Jena in den 1970er Jahren entworfen wird. In die 1980er Jahre nach Weimar entführt Holm Kirsten am 20.11. in der Aula der VHS Unstrut Hainich in Mühlhausen. Dort präsentiert er begleitend zur Ausstellung „Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ sein Buch „Macht aus dem Staat Gurkensalat!“, in dem die Geschichte einer unangepassten Jugend im untergehenden Sozialismus erzählt wird – rebellisch, romantisch, schonungslos. Ihr Weg führte die Jugendlichen damals als Sprayer vor die verfallenden Fassaden der Klassiker-Stadt Weimar, in den Stasi-Knast, in die Nischen der Subkultur, in den Westen. So entsteht ein anschauliches Bild vom letzten Jahrzehnt der DDR.
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